01.August 2018, Gießener Allgemeine, Gerhard Kollmer
Ein Feuerwerk an Rhythmen
Welch ein Sonntagabend im Chor der Stadtkirche! Auf einer überreich mit Instrumenten bestückten Bühne agieren vier Damen, die sich bereits nach kurzer Zeit in die Herzen der Zuschauer gespielt haben. Sie nennen sich »Ensemble Follia Criolla« und präsentieren exotische, musikalische Leckerbissen: Barockmusik aus Spanien und sieben ehemaligen lateinamerikanischen Kolonien. Diverse Funde von mehr als 300 Jahre in entlegenen Andenklöstern, Palästen und Bibliotheken der Konquistadoren von Mexiko bis Argentinien schlummernden Manuskripten haben dieses Konzert der Extraklasse ermöglicht.
Zunehmend fasziniert erlebt das trotz sommerlicher Temperaturen zahlreich erschienene Publikum die fruchtbare musikalische Begegnung von spanischen Eroberern und einheimischer unterworfener Bevölkerung. Karibische Kreolen mit afrikanischen Wurzeln, peruanische und mexikanische Indios, argentinische Gauchos: Sie alle bereichern die strenge, noble Musik des spanischen Barocks, bringen sie mit ihrer Rhythmik, ihrem Improvisationstalent, ihrer überbordenden Spielfreude gleichsam zum Tanzen.
Iris Schwarzenhölzer – freie Künstlerin und Musikpädagogin – ist das Zentralgestirn des Quartetts. Sie begeistert mit ihrem glockenhellen Sopran und beherrscht das Spiel mit Flöten, Marimbas, Trommeln und weiteren exotischen Instrumenten. Ihre Mitmusikantinnen Ruth Zetsche (Alt, Blockflöte, Percussion), Uta Kempkes (Viola da Gamba, Gesang, Percussion) und Renate Lomberg (Alt, Cembalo, Percussion) sind weit mehr als Trabantinnen, die um eine gleißende Sonne kreisen. Alle vier Damen agieren auf Augenhöhe, haben ihre Soloauftritte, erzeugen gemeinsam das Klang- und Rhythmuswunder dieses außergewöhnlichen Abends.
Peru in den Anden: In Ketschua, der alten Inkasprache, erklingt eine Art feierlicher Choral mit dem unaussprechlichen Namen »Hanacpachab«. Eingeleitet wird er mit dunklen Klängen eines von Iris zum Klingen gebrachten Rinderhorns. Nicht nur die mexikanische Weise »Xacara« gibt Uta Kempkes Gelegenheit, den warmen, sonoren Ton ihrer Viola da Gamba zu demonstrieren. Rodrigo Martinez, der Dorftrottel: Ihm gilt das gleichnamige Lied zur quirligen Piccoloflöte. »Yo me soy la morenica« – Ich bin die Dunkle: Der feurigen Flamencoschönheit ist das spanische Lied aus dem 16. Jahrhundert gewidmet. »Zamba del Chaguanco«: Der argentinische Gaucho wacht aus seinem Alkoholdelirium nicht mehr auf und wird in dem umwerfend komischen Lied verewigt.
Kreolische Verrücktheit
Auch Melancholie und Romantik kommen nicht zu kurz: Der Titel »Como la cigarra« – »Wie die Zikade« greift ans Herz. Der lateinamerikanische Abend kulminiert in einer mexikanischen »Follia Criolla«: Die vier Musikantinnen zelebrieren diese »kreolische Verrücktheit«, in der all das zusammenfließt, was der zweistündige, mehr als kurzweilige Abend an Faszinierendem zu bieten hatte.
Nach frenetischem Applaus und zwei Zugaben verlassen beglückte Hörerinnen und Hörer die ehrwürdige Stadtkirche, um sich dem lauen Friedberger Sommerabend hinzugeben.
Hanna Styrie, 16. März 2015, Kölnische Rundschau
Alle Facetten der Liebe beleuchtet
"Nur nicht aus Liebe weinen", Chansoalladen, 14. Das gut aufeinander eingespielte Duo [Ruth Zetzsche und Werner Fürst, Klavier] nahm das Publikum mit seiner Präsenz, seinem Ausdrucksreichtum und sympathisch unprätentiösem Auftreten schnell gefangen.
[Ruth Zetzsche] überzeugte bei Titel wie "Heut' abend lad ich mir die Liebe ein", bei denen sie ihre Stimme frei strömen lässt, und bei Irving Berlins jazzigem "Puttin' on the Ritz". Komödiantisches Talent bewies die Leipzigerin bei "Die Kleptomanin", einem Kabinettstückchen aus der Feder von Friedrich Hollaender, das sie in allen Details auskostete.
Mit Hingabe versenkte sie sich in das unsterbliche "La vie en rose", für das sie viel Applaus erhielt; ihre Opernerfahrung brachte sie beim herzzerreißend leidenschaftlichen "Ne me quitte pas" ins Spiel. Eine stimmige Auswahl hatte die Interpretin bei den Gedichten und Balladen getroffen.
Reinhold Gries, 23. Februar 2015, Offenbach-Post
Zeitlos und berührend
"Winterreise" beim 25. Klavierfrühling
"Besonderes bot Ideengeber Werner Fürst zum 25. Lauterborner Klavierfrühling im Paul-Gerhardt-Haus. Zu Franz Schuberts berühmtem Liederzyklus "Winterreise", zu dem Männerstimmen wie Peter Schreier, Dietrich Fischer-Dieskau oder Thomas Quasthoff im Ohr sind, übertrug er die Rolle des lyrischen Ich der wundervollen Frankfurter Altistin Ruth Zetzsche.
Die gebürtige Leipzigerin nutzte die Spielräume, die Schuberts Partitur gelassen hat, auf einfühlsame wie zauberhafte Weise zur sehr lyrischen Interpretation.
Die Außen- wie Innenreise des von seiner treulosen Geliebten verlassenen jungen Wanderers durch winterstarre Natur und Nacht ging unter die Haut.
Zetzsches feiner Vortrag - parallel, im Wechsel und Widerstreit mit Fürsts prägnanter Klanglichkeit - wirkte zeitlos. Und berührend.
Diese Winterreise stand auch für Schuberts Weg in eigene Düsternis, bis hin zum frühen Tod mit 31 Jahren. Und für Anspielungen an die lähmende Restauration in Fürst Metternichs Obrigkeitsstaat nach dem Wiener Kongress. Da stand das Bild der Wetterfahne nicht nur für sich im Winde drehende Unbeständigkeit der Liebe, der Kontrast zwischen gefrorenen Tränen und heißem Herzen nicht nur für verlorenes Liebesglück. Die einsame Wanderung über den Friedhof und musikalische Irrlichter wiesen auch auf Friedhofsruhe und Orientierungssuche im Biedermeierland, in dem Schubert Polizeihaft widerfuhr.
Fürst und Zetzsche fanden sich im Auf und Ab zwischen Aufbegehren und Resignation, Verzweiflung und Klage sowie schnellen "Gehliedern" mit heftigen Aufwallungen im Wechsel mit verschleppten, zerrissenen Reflexionen und entlegenen Sarabanden. Deutlich der vorübergehende Stimmungswechsel im 13. Lied samt Posthornklang und Pferdegetrappel, bei dem Schubert neu ansetzte, um zuvor abgeschlossene 12 Lieder mit neu gefundenen (verbotenen) Müller-Gedichten zu verdoppeln. Wie gebannt folgten die vielen Zuhörer Zetzscher warm timbrierter Stimme im Dialog mit Fürsts Vor-, Nach- und Zwischenspielen.
Eindrucksvolle Klangbilder gelangen dann beim "Wasserflut"-Trauermarsch, beim schmerzvollen Sehnen und Einritzen des geliebten Namens ins Eis oder bei der Darstellung des unerreichbar fernen "Frühlingstraums". Die Ermattung des ruhelos Wandernden, die Metapher des mit Raureif bedeckten Kopfes, die entrückte Harmonik von "Letzte Hoffnung", und Schlusslieder wie "Wegweiser" und "Nebensonnen" wirkten wie ein "Adieu Welt"."
Jürgen Gerth, 19. November 2014, Maintal Tagesanzeiger
Barockmusik mit einer bunten Rhythmusvielfalt
"Follia Criolla", 3. Konzert der 8. Maintaler Musikwoche
"Follia Criolla" verzaubert den Kirchenraum in Dörnigheim mit südamerikanischem Flair. Das Ensemble entprach in starkem Maße dem Motto dieser Musikwoche als Quartett der besonderen Art und brachte in souveräner und vor allem emphatischer Art und Weise die Musik aus Lateinamerika zum Klingen. Die sich dabei - durch den intuitiven Umgang der Mitglieder des Quartetts mit dieser Form der musikalischen Gestaltung und Darlegung - aufbauende spezifische Atmosphäre und die daraus sich ableitende mitgehende Konzentration des Auditoriums seien hier noch besonders erwähnt.
28. Mai 2014, Taunus Zeitung
Kaplane, Komponisten und Kantaten der Liebespein
"Mi palpita il cor", Evangelische Kirche Seulberg
Barockmusik ist etwas Wunderbares - aber kann sie für Begeisterungsstürme sorgen? Kann sie! Vor allem dann, wenn fünf Musikerinnen mit Inbrunst so musizieren wie jüngst in der Seulberger Kirche. Mit ihrem zehnten Konzert "Seulberger Barock" begeisterten fünf Musikerinnen ihr Publikum. Ruth Zetzsche (Alt), Friederike Stichel (Flöte - Traversflöte), Alexandra Kraus (Flöten), Brigitte Härtel (Initiarotin der Barockreihe und am Cembalo) sowie Uta Kempkes (Barockvioloncello).
Die Künstlerinnen brachten unter anderem Werke von Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel zu Gehör. Nach Bononcinis Kantate für Alt und zwei Altblockflöten, endete das Programm. Doch regelrechte Stürme der Begeisterung und stehende Ovationen forderten eine Zugabe – die es natürlich gab.
27. Januar 2009, Kölner Stadtanzeiger
"...Mit ihrer wandelbaren Stimme zog Ruth Zetzsche die Zuhörer in ihren Bann. Mal gab sie den einzelnen Noten einen markanten Fortissimo-Schubs, mal ließ sie die Klänge in leisen Sphären verhallen. Leises Mitsummen aus den Zuschauerreihen war bei Titeln wie "Puttin' on the Ritz" oder auch "Nur nicht aus Liebe weinen" zu vernehmen. Auf mondäne Kleidung verzichtete die Chanson-Sängerin. Schlicht im schwarzen Anzug gekleidet, setzte sie ausschließlich auf die Wirkung ihrer tadellosen Stimme. Überladene Gestik ließ sie ebenfalls außen vor, was dem Dargebotenen gut bekam. Durch die dezente Zurückhaltung hielten die ehemals von Zarah Leander, Marlene Dietrich, Barbara Streisand oder auch Ella Fitzgerald interpretierten Titel ihren ursprünglichen Charakter bei..."
27. Januar 2009, Kölner Rundschau
"...Getragen von der klassischen Ausbildung der Sängerin, interpretierte sie Chansons und Lieder von Marlene Dietrich, Zarah Leander, Ella Fitzgerald, Edith Piaf, Barbara Streisand und anderen. Von der ersten Minute an ist spürbar: Die Künstlerin lebt die Texte, die sie liest, die Worte, die sie singt. Immer wieder aber hat sie dabei auch den Blick für das Publikum, fixiert einzelne Zuhörer, spielt mit ihnen und den Texten. Nähe entsteht. Eine Nähe, die das Thema Liebe weiter trägt und in jedem einzelnen Zuhörer wirken lässt. Raum für eigene Erinnerungen, Gefühle und Träume - Zetzsche bereitet, mal heiter bis frech, mal traurig, den Rahmen dafür... Die Rezitatorin untermalt ihre Ausführungen mit ausdrucksstarken, aber unaufdringlichen Gesten..."
September 2006, Hofgeismar
Spannungsvolle Interpretationen zwischen Liebe und Leid erlebten die Gäste am Sonntagabend in der Stadtbücherei. Die Altistin Ruth Zetzsche, deren stimmliche Vielfalt und Ausdrucksstärke beeindruckte und der Pianist Alexander Schawgulidse, der mit seinem besonders ausdrucksvollen Spiel schon so manchen Zuhörer ins Träumen versetzte, begeisterten mit dem Liederkreis op. 24 von Robert Schumann.
April 2005, Bürgerblatt Rodgau
Da stand Renaissance neben Romantik, Kunstlied neben Opernarie. Für letztere sorgten die Gastsolisten, die Altistin Ruth Zetzsche, die bei Mozart mehr eine Mezzosopranistin war und der uneitel am Klavier begleitende Benedikt Berker.
Nach der Pause hätte man dann wohl am liebsten mitgesungen bei Evergreens wie "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt!" und "Ich weiß nicht zu wem ich gehöre." Dabei verschmolzen Stimmme und Instrument mitunter so, daß nicht Sängerin und Klavier, sondern Song und Ausführende waren.
April 2005, Vogdtlandanzeiger
Ein unterhaltsames Vergnügen für Literaturfreunde wie Musikliebhaber gleichermaßen.
19. April 2005, Chursächsische Zeitung
Ruth Zetzsche, Stéphane Bittoun, Stefan Geier - alle drei aus Frankfurt am Main gestalteten eine musikalische Lesung unter dem Titel "Mozart auf der Reise nach Prag".
Zetzsche, Bittoun und Geier gelang es, das Lebensgefühl jener Zeit zu vermitteln. Erfrischend waren die leider nur raren Gesangsstücke, die Ruth Zetzsche mit ihrer wunderbaren Altstimme vortrug.
28. Oktober 2003, Ostthüringer Zeitung
Das Konzert hatte mit Vivaldis anspruchsvoller Motette "Longe mala, umbrae, terrores" begonnen. Die Mezzosopranistin Ruth Zetzsche zeigte eine ausdrucksstarke, technisch versierte Stimme, die sie aber auch benötigte, um sich gegen das zuweilen dominierende Instrumentalensemble durchsetzen zu können.
10. Februar 01, Frankfurter Neue Presse
Das Konzert hatte mit Vivaldis anspruchsvoller Motette "Longe mala, umbrae, terrores" begonnen. Die Mezzosopranistin Ruth Zetzsche zeigte eine ausdrucksstarke, technisch versierte Stimme, die sie aber auch benötigte, um sich gegen das zuweilen dominierende Instrumentalensemble durchsetzen zu können.